36 von 40 angemeldeten Sägern aus vier Kontinenten waren angetreten um zu den ersten German Open die Kunst des Kettensägenschnitzens zu zeigen. Teilnehmer aus den USA, Australien, Japan, England, Bulgarien, Schweden, den Niederlanden, Frankreich und natürlich Deutschland hatten zwei Tage Zeit mit einem so genannten Hauptstück um die Gunst der Zuschauer zu werben. Sieger sollte derjenige sein, der die meisten Zuschauerstimmen bekommt. Meine Erfahrungen zu solchen Wettbewerben sagten mir, dass man zu Beispiel in Amerika mit einer Wildsau die Besucher nicht gerade vom Sockel reißen kann. Hier in Deutschland ist das wieder ganz anders. Da ich vor zwei Jahren in der Lüneburger Heide schon einen ganz großen Keiler gesägt hatte, wollte ich es dieses mal mit etwas Örtlichen versuchen. Hermann Löns, der Jäger und Heidedichter ... eine erlegte Sau zu Füßen und eine kräftigen Schluck in der Hand, damit wollte ich die Zuschauer gewinnen. Am Ende war es Platz 3 und damit 8 von 12 möglichen Punkten für die Europaen Open.
Löns mit Sau
Schuster von Simon O'Rourke
Rothirsch von Dieter Piroth
Rolf Döderlein de Win: Bogenschütze
26 Säger aus den USA, Australien, Japan, England, Schotland, Bulgarien, Schweden, Italien und Uganda teilten sich in zwei Gruppen, Classic und Combo. In der Classic waren es 25 Stunden an einem Hauptstück mit Motorsäge unter zu Hilfenahme aller Werkzeuge. In der Combo war es am ersten Tag ein Stück nur mit Kettensäge und am zweiten und dritten Tag ein Stück auch mit alle Werkzeugen.
Dieses Mal sollte die Bewertung durch die Schnitzer untereinander erfolgen.
Das forderte eine etwas andere Herangehensweise. Jetzt war weniger der emotionale Eindruck sondern mehr die besondere Idee, gepaart mit hohem Schwierigkeitsgrad gefragt.
So war es mein Plan, zum einen den sprichwörtlichen englischen, schwarzen Humor und zum Anderen eine komplizierte Sache zu machen. Voraussetzung dazu war ein entsprechendes Stück Holz ..., tja und da lag der Hase im Pfeffer!
Im Gegensatz zu Deutschland, wo jeder sich sein Holz unter vielen Stücken selbst aussuchen konnte, wurde hier gelost. Siebzehn Starter in der Classic schlichen um die dicken Brocken und dann zog man eine Zahl. Der 15. von siebzehn war ich der sich sein Holz aussuchen durfte. Das sind Momente wo man mit sich und der Welt nicht gerade glücklich ist. Ich hatte die Wahl zwischen einem Dicken langen, der aber morsch und schon zwei mal gebrochen war und einem dünnen krummen, der die Segelschiffbauer des Mittelalters sicher verzückt hätte, denn irgend ein besonders gekrümmter Balken für die englische Flotte hätte sich sicher daraus fertigen lassen.
Zum Schluss habe ich mich dann doch in die krumme Gurke verliebt auch wenn ich die mitleidigen Blicke meiner amerikanischen und australischen Mitbewerber spürte.
Ich lies ihn mir so verdreht wie möglich auf meinen Platz bringen und legte mich davor.
In mir reifte ein neuer Plan. Ich musste etwas spektakuläres und doch schwieriges aus diesem Stamm zaubern...! Ich hatte schon immer mal über eine ganz große Sauenrotte nachgedacht, diese aber aus einen langen, dicken Stamm zu sägen hätte Tage gedauert.
Nun hatte ich diese Chance, aber eben viel, viel kleiner. Die Krümmung und die Beulen des Baumes erzählten mir regelrecht eine Geschichte...!
Dann habe ich begonnen, 25 Stunden sägen und tanken, zu tanken und zu sägen. Kein Speedcarving, keine Runde um den Platz, nur schnell ein paar Bissen und Tee ( da macht es sich bezahlt, wenn die Sägerfrauen mit sind). Fünfzehn Minuten vor Schluss legte ich den Pinsel aus der Hand und war fertig und das im doppelten Sinne.
Nachdem wir uns alle untereinander bewertet hatten und die Mappen zur Auszählung abgegeben waren begann die bange Zeit des Wartens ...!
Dritter Platz: John Brady der Australische Meister mit seinem Charly Chaplin
Zweiter Platz: Mick Burns aus England mit seinem aufgeschnittenen Schneckenhaus
Erster Platz: Bob King der beste Mann aus den USA mit einem Spaniel, welcher zwei Fasanen auffliegen lässt.
und Punktgleich, erster Platz Andreas Martin, "The Crazy Germann" (der verrückte Deutsche) der zwanzig Wildsauen aus einem Stamm sägte.
Die 12 Punkte von den English Open langten dann um die Europae Open zu gewinnen.
Dieser Sieg in den EO war genial aber noch genialer war mit Bob King auf einem Treppchen gestanden zu haben.